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Grammatik der Kiṅga-Sprache
(Deutsch- Ostafrika, Nyassagebiet)
Nebst Texten und Wörterverzeichnis
R.Wolff
Vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Sprache des Kiṅgavolkes, welches das Livingstonegebirge bewohnt. Sie ist der Erfolg einer siebenjährigen Tätigkeit unter diesem Volke. Der Gedanke, die in dieser Zeit gemachten Erfahrungen aufzuzeichnen, kam mir auf einem schweren Krankenlager; sie sind also nicht gemacht, nur um etwas zu schreiben, sondern damit sie von Nutzen seien für solche, die sich mit Bantusprachen überhaupt und insonderheit mit der Kiṅgasprache beschäftigen wollen. Diese Aufzeichnungen erheben auch nicht den Anspruch auf Vollkommenheit - es bleibt noch vieles zu erforschen übrig - sondern bringen nur das mir bisher Bekannte.
Was die Anordnung betrifft, so habe ich mich dem System des P. Meinhof im großen ganzen angeschlossen und teilweise mit demselben gemeinsam die draußen gemachten Aufzeichnungen zusammengestellt. Für die mir bei dieser Arbeit geleistete freundliche Hilfe sage ich ihm auch an dieser Stelle meinen Dank. Leid tat es mir und tut es mir noch, daß ich sein Buch »Grundriß einer Lautlehre der Bantusprache nicht früher in die Hände bekam als Ende des Jahres 1902; mir wäre wohl manches eher klar geworden, wozu ich ohne dasselbe erst nach Jahren kam, da ich keine andere Hilfe hatte als zuvor die etwa zweieinhalbjährige Erfahrung im Kondelande. Die Schreibweise ist im ganzen streng phonetisch, doch nach Möglichkeit vereinfacht. Es ist die Sprache gewählt, die im Zentrum des Landes gesprochen wird, also in der Gegend, von der aus das Volk sich ausgebreitet hat, ohne auf etwaige Dialekte Bezug zu nehmen. Letztere Gegend ist auch heute noch der Sitz des größten Häuptlings der Vakiṅga, Umwimutsi oder Unkwama mit Namen.
Das Kiṅgaland ist sehr gebirgig, erreicht in seinen höchsten Spitzen etwa 2400 Meter ü. M. und hat eine große Ausdehnung. Wie groß es ist. und wieviel Einwohner es hat, läßt sich bisher noch nicht sagen, da Messungen und Zählungen noch nicht vorgenommen worden sind. Die Grenzen des Landes sind: von SW. nach W. der Nyassasee von Alt-Langenburg bis zum Kondelande, dann dieses. Nach NW. folgt Ywańyi, im N. Saṅgoland. Von dort im NO. bis zur Breite von Alt-Langenburg das Bena-und Heheland. Im S. das Zwischenland zwischen Vukiṅga und Vupaṅgwa. In diesen Grenzen wohnt das Kiṅgavolk unter fünf großen und unzähligen kleinen Häuptlingen.
Die Sprachen der angrenzenden Völker im NW. nach O. herum bis zum S. sind der Kiṅgasprache verwandt; die Kondesprache dagegen weicht bedeutend von dieser ab. (Vgl. Schumann. Grundriß einer Grammatik der Kondesprache (im Nachdruck als Nr. 75 der LINGram Reihe erscheinen). (Aus der Einleitung). (Re-edition; originally published 1905 in Berlin).