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Die Interaktion der Aspektsemantik mit Lexikon im Marokkanisch-Arabischen
Fadoua Chaara
Universität zu Köln
Die Aspektfrage im Marokkanisch-Arabischen (MA) wird aus einem neuen Aspektverständnis betrachtet, das sich in den modernen Aspekttheorien (Dowty, Smith, Bäuerle, Breu, Sasse, u.a.) entwickelt hat. Demnach bezieht sich "Aspekt" auf temporale Begrenzungseigenschaften von Sachverhalten, die ihren Ausdruck sowohl durch lexikalische Formen (Verbbedeutungen) als auch durch grammatische Kategorien (Aspektmarker) finden. Die Interdependenz von Lexik und Grammatik bei der Aspektfrage wird vor allem in den Selektionstheorien von Breu und Sasse thematisiert. Auch bei der Aspektanalyse des MA als Sprache mit morphologischem Aspektsystem scheint die Interaktion beider Sprachebenen von zentraler Bedeutung zu sein. Denn die Aspektbedeutung jedes Verblexems (bzw. jeder Verbphrase oder jedes Satzes) im MA hängt von der Kompatibilität bzw. Inkompatibilität der eigenen lexikalischen und aspektsensitiven Bedeutung mit der Bedeutung des betreffenden Aspektmarkers zusammen.
Nach der Besprechung von für das MA relevanten Aspektansätzen wird ein kurzer überblick über die Verbmorphologie des MA, und anschliessend werden die Formkategorien des Tempus-Aspekt-Modus-Systems des MA samt ihren unterschiedlichen Funktionen im Satz- und Diskurskontext gegeben. Zentral für das Verbalsystem des MA sind die drei Hauptkategorien: Perfektiv (die suffigierte Verbform), Imperfektiv (die mit ka- markierte präfigierte Verbform) und das Partizip Aktiv.
Danach wird versucht, repräsentative marokkanisch-arabische Verben ausgehend von ihrem Aspektverhalten in die bereits etablierten Verbklassen (wie inzeptiv-statische oder graduell-terminative Klassen, u.a.) einzuordnen. Im Gegensatz zu den allgemein anerkannten Hauptklassen von telischen und atelischen Verben ergeben sich aus der Verbklassifikation im MA zwei Hauptklassen, die sich beide als telisch erweisen und sich nur durch die Lexikalisierung von Anfangs- oder Endpunkt von einander unterscheiden. Die weiteren Subklassen von Verben im MA werden aufgrund der Vor- und Nachphasenstruktur der in den Verben bezeichneten Situationen differenziert.
Im MA kann es auch zum Klassenwechsel kommen, wenn die betreffenden Verben aus syntaktischen Gründen (in Kombination mit bestimmten Argumenten) oder aus rein lexikalischen Gründen (durch Polysemie ) ihr Aspektverhalten ändern. Die Fallstudien zur Polysemie im MA haben das wichtige Ergebnis erbracht, dass eine lexikalische Form mit ihren verschiedenen "senses" unterschiedlichen Aspektklassen zugeordnet werden kann. Deshalb scheint es schwierig, wenn nicht unmöglich, eine Grundbedeutung und somit eine Grundklassifikation für diese Verben zu postulieren. Wenn also allgemein gesagt wird, ein "Verb" gehöre einer bestimmten Aspektklasse an, so kann dies nur als eine abgekürzte Ausdruckweise für "das Verb x mit der Lesart a" interpretiert werden.
L'aspect en arabe marocain s'exprime au niveau de la lexique (par les différentes classes verbales) et au niveau de la grammaire (par les catégories du perfectif, imperfectif et participe actif). Mais c'est l'interaction des deux plans, lexical et morpho-syntactique, qui détermine le comportement aspectuel de chaque Verbe (ou bien de chaque phrase) ainsi que sa classe aspectuelle. En outre, les études empiriques sur quelques verbes polysèmes représentatifs en arabe marocain ont montré clairement que la classification verbale ne peut être basée sur le sens absolu et " global " du verbe. Le recours à l'un des différents sens du verbe semble être inévitable. Chaque sens du verbe peut mener à une interprétation aspectuelle différente ainsi qu'à une classification différente.
ISBN 9783895868702. LINCOM Studies in Afroasiatic Linguistics 11. 220pp. 2003.