Musik als Vorbild und Rivale. Zur Poetik des musikliterarischen «Dazwischen» in Stéphane Mallarmés musique du silence
Wiebke Dehn
Abstract:
Die Musik hat auf das ästhetische Denken und die poetische Praxis Mallarmés großen Einfluss genommen. Dabei ist das Verhältnis des Dichters zur Musik gespalten: Ist sie ihm auf der einen Seite künstlerisches Vorbild und Ideal, so erscheint sie ihm auf der anderen Seite als ästhetische Täuschung und Rivale. Der Beitrag will aufzeigen, dass und inwiefern gerade die Spannung zwischen dem Modellcharakter der Schwesterkunst und der dichterischen Selbstbehauptung ihr gegenüber die Fruchtbarkeit der mallarméschen Auseinandersetzung mit der Musik und, mehr noch, die Dynamik seiner poetischen Sprache überhaupt ausmacht. Sukzessive werden dazu Vorbildfunktion der Musik sowie Musikalisierung der Dichtung und das gezielte Festhalten an genuin sprachlichen Qualitäten erarbeitet, um Mallarmés Dichtung schließlich als musique du silence im Raum eines abstrakt paradoxen medialen Dazwischen zu verorten.
in: Overbeck, Anja & Matthias Heinz (Hrsg.). 2012. Sprache(n) und Musik. Akten der gleichnamigen Sektion auf dem XXXI. Romanistentag (Bonn, 27.09.-01.10.2009). ISBN 9783862884094[17]: 259-271.