Altslawisch ē und ja.
Eine sprachgeschichtliche Untersuchung
Eduard Sievers
Der Zweck der Erörterungen ist die Frage, ob Altslawisch ē und ja als offen oder geschlossen zu betrachten sind. Das glagolitische Alphabet, das zeitlich und damit auch im allgemeinen qualitativ der ältesten cyrillischen voransteht, bringt eine Menge feiner Aussprachsunterschiede graphisch zum Ausdruck. Nun hat dies Alphabet neben den Zeichen für ę, ǫ, u zwar besondere Zeichen für die einsilbigen (diphthongischen) Lautfolgen ję, jǫ, ju und die Schreiber der ältesten Handschriften gebrauchen alle diese Zeichen nach festen Regeln. Dagegen stehen neben den Zeichen für e, ē, ā keine Parallelzeichen für die entsprechenden Lautfolgen je, jē, jā, während zweisilbige Folgen wie ĭe, īe, ĭē, īē durchaus geläufig sind. Daraus sollte man, meine ich wiederum, nur schließen dürfen, dass Erfinder und Verwender in ihrer Sprache eben keine je, jē, jā besaßen, die sie besonders hätten bezeichnen können (nach der Einleitung). (Originally published 1925 in Leipzig).
ISBN 9783862889938. LINCOM Slavica 14. 70 S. 2019.