Die Entwicklung von e vor Nasalen in den lateinischen Elementen des Rumänischen
Woldemar Arthur Byhan
Nach zwei Richtungen hin hat sich der Einfluss des nasalen Konsonanten in der Lautgruppe e + Nasal in den romanischen Sprachen betätigt. Entweder wurde das e der römischen Volkssprache von ihm nasaliert, das ist der Fall auf keltoromanischem Gebiet: im Portugiesischen, Französischen, Provenzalischen und in einigen galloitalischen Mundarten. Oder e wurde durch den folgenden Nasalen, vor allem von n, geschlossener gemacht; das trat ein im Altkatalanischen, Portugiesischen, und in verschiedenen Mundarten Italiens, bald mehr, bald minder. So zeigt sich i für altes ẹ in Toscana, besonders vor n + guttural oder palatal und vor palatalisiertem n; ẹ für ę in der Emilia und in Piemont; ẹi für ę in der Lombardei und im Altgenuesischen; i für ę in Fiorenzula d'Arda, Piacenza, Corio und Lanzo. Ferner erscheint ę, ęi und i für altes e im Rhätoromanischen, i besonders im Friaulischen. Am verbreitetsten ist dieser Übergang des e in der östlichsten der romanischen Sprachen, im Rumänischen, auf das ich im Folgenden näher eingehen will.
m hat weniger Einfluss auf vorausgehende Vokale, da bei seiner Bildung die Zunge nicht in Anspruch genommen wird, sondern die Lippen den Verschluss herstellen. Dieser labiale Charakter tritt hervor, wenn m zwischen Vokalen steht; folgt aber ein Verschlusslaut, so erscheint mehr der nasale Charakter des m, wodurch gerade wie bei n der vorausgehende Vokal geschlossener wird. Das alles zeigt sich auch im Rumänischen.
Zuerst will ich hier e vor m und n zwischen Vokalen behandeln, darauf e vor m und n gefolgt von Konsonanten; zuletzt wird die Entwicklung des betonten und unbetonten e im Anlaut besprochen (aus der Einleitung). (Re-edition, originally published 1896).
ISBN 9783862888764. LINCOM Romanica 04. 84 S. 2018.